Herausgegeben von:
Deutscher Caritasverband e.V. und Bundesarbeitsgemeinschaft Caritas Suchthilfe – CaSu
Ein Factsheet mit Fokus auf Prävention und Aufklärung
Die Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland steht an der Schwelle zu einem historischen Wandel in der Sucht- und Drogenpolitik. Die Caritas, langjährig engagiert in Prävention und Unterstützung bei Suchterkrankungen, sieht in der Teillegalisie-rung von Cannabis als Genussmittel nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance, die Präventionsarbeit und Aufklärung in der Gesellschaft zu stärken und auf eine wissenschaftlich fundierte, menschenzentrierte Basis zu stellen. Dieses Factsheet kombiniert Erkenntnisse und Empfehlungen mit dem Ziel, die Chancen zu beleuchten, die sich durch die Teillegalisierung er-geben und gleichzeitig auf die Notwendigkeit hinweisen, effektive Prävention- und Aufklärungs-strategien zu implementieren, um insbesondere Jugendliche und vulnerable Gruppen zu schüt-zen. Konsumtrends nach Legalisierung Internationale Erfahrungen zeigen einen initialen Anstieg des Cannabiskonsums nach der Lega-lisierung, der sich jedoch langfristig auf einem höheren Niveau stabilisiert.
Eine prospektive Beobachtungsstudie zu den Auswirkungen der Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch in Kalifornien verzeichnete einen signifikanten Anstieg des Konsums von der Zeit vor der Legalisierung bis einen Monat danach, der sich sechs Monate nach der Legalisierung stabili-sierte. Es wurde untersucht, wie Jugendliche Cannabis nach der Legalisierung nutzen und wie Dienstleister im Gesundheitswesen diese Veränderungen wahrnehmen. Hierbei wurde festge-stellt, dass früher Cannabisgebrauch im Jugendalter mit erhöhten psychischen Gesundheits- und Substanzmissbrauchsproblemen im Erwachsenenalter zusammenhängt. Eine umfassende Überprüfung unterstreicht die negativen Auswirkungen des Cannabiskonsums bei Jugendlichen und empfiehlt, die Aufnahme des Konsums bis nach der späten Adoleszenz hinauszuzögern, um gesundheitsschädliche Auswirkungen zu reduzieren. Darüber hinaus wurde eine begrenzte öffentliche Wahrnehmung von Bildungskampagnen und Gesundheitswarnungen in Bezug auf Cannabis festgestellt, was auf eine geringe „Cannabis-Literacy“*. in der Bevölkerung hinweist.
Prävention und Jugendschutz
Die internationalen Erkenntnisse betonen die Notwendigkeit verstärkter Bildungsanstrengungen, insbesondere unter Jugendlichen, um ihnen dabei zu helfen, informierte Entscheidungen über den Cannabiskonsum zu treffen. Um Jugendliche effektiv vor den Risiken des Cannabiskonsums zu schützen, ist die Stärkung präventiver Maßnahmen essenziell. Programme wie “SKOLL“, “FreD“ oder “HaLt“ bieten bewährte Ansätze, die in der aktuellen Situation weiterhin gefördert und unterstützt werden müssen. Die aktive Einbeziehung der Akteure der Suchthilfe in die Auf-klärungsarbeit und die Anpassung der Maßnahmen an regionale Bedürfnisse sind zentral für eine effektive Präventionsarbeit.
Herausforderungen und Empfehlungen
• Stärkung der Aufklärungsarbeit: Eine intensivierte und zielgerichtete Aufklärungsarbeit ist unerlässlich und muss über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hinaus weiterentwickelt und an regionale Bedürfnisse angepasst werden. Informations-kampagnen und Bildungsprogramme müssen realistisch über die Risiken des Can-nabiskonsums aufklären und gleichzeitig ein angemessenes Bild des Konsums vermit-teln. Dies erfordert eine verstärkte Vernetzung zwischen Bildungseinrichtungen, Gesund-heitsdiensten und Beratungsstellen, um eine kohärente Präventions- und Interventions-strategie zu gewährleisten • Beratungsangebote ausbauen: Angesichts der Teillegalisierung von Cannabis ist es entscheidend, Zugang zu qualifizierten Beratungsangeboten zu erweitern, um über die Risiken und gesundheitlichen Folgen aufzuklären sowie Unterstützung bei problemati-schem Konsum zu bieten. Die Angebote sollten dabei leicht zugänglich und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierend sein, um einen verantwortungsbewussten Umgang mit Cannabis zu fördern und individuelle sowie gesellschaftliche Risiken zu minimieren.
• Einbeziehen von Expert_innen und Fachkräften: Die Entwicklung und Umsetzung von Präventions- und Aufklärungsstrategien sollte unter Einbeziehung von Expert_innen aus dem Bereich der Suchthilfe erfolgen
• Förderung wissenschaftlicher Forschung: Die Langzeitwirkungen der Teillegalisie-rung auf den Cannabiskonsum und die öffentliche Gesundheit müssen weiter erforscht werden, um evidenzbasierte Strategien zur Risikominimierung zu entwickeln.
Die Caritas appelliert an politische Entscheidungsträger, die notwendigen finanziellen und strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, um eine fundierte Suchtprävention und eine um-fassende Aufklärungsarbeit zu ermöglichen. Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, das Wohlergehen aller Bürger_innen zu schützen und insbesondere junge Menschen vor den Risiken eines erhöhten Cannabis-Konsums zu bewahren.
* bezieht sich auf das Wissen und Verständnis über Cannabis, einschließlich seiner Wirkungen auf die Gesundheit, rechtlichen Aspekte, sozialen Konsequenzen und potenziellen Risiken sowie Nutzen
Kontakt:
Wolfgang Klose – Deutscher Caritasverband e.V., Referat Teilhabe und Gesundheit
Klara-Ullrich-Haus Reinhardtstraße 13 10117 Berlin Telefon +49 (0) 160 480 86 51 / 030 284447-565 E-Mail: wolfgang.klose@caritas.de
Anja Mevius – Caritas Suchthilfe – CaSu Bundesarbeitsgemeinschaft der Suchthilfeeinrichtungen im Deutschen Caritasverband e.V.
Klara-Ullrich-Haus Reinhardtstraße 13 10117 Berlin
Telefon +49 (0) 151 72090262 / 030 284447 566 E-Mail anja.mevius@caritas.de
Internet www.caritas-suchthilfe.de